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Es mag verlocken, so lange Karten zu „sammeln“, bis man KABADAK in Händen hält. Das kann aber auch sehr „teuer“ werden. Gelingt es dem Gegenspieler nämlich, seine Karten abzulegen, bevor man diese Kombination auf der Hand hat (und auch noch dazu kommt, sie im nächsten Zug auszuspielen), ist man schnell mit 100 und mehr Verlustpunkten dabei.

Fehlt einem für KABADAK z.B. nur noch ein einziges As, kann man ebenfalls sehr ins Schwitzen kommen, wenn der Gegenspieler plötzlich ein Paar Asse ablegt. Damit kann sich keines mehr im Talon befinden, und die Partie geht höchstwahrscheinlich verloren.

Außer den Partien, die durch „Kabadak“ entschieden werden (ca. alle 23 Spiele gelingt einjedem Spieler dies, d.h. nur im Verlauf etwa jedes elften bis zwölften Mals hat einer der beiden einen "Kabadak"), lassen sich die übrigen Partien in zwei Gruppen einteilen: kurze Spiele und lange Spiele.


1. Kurze Spiele
Bei kurzen Spielen haben die Spieler meist direkt nach dem Geben (oder nach dem Aufnehmen der ersten weiteren Karte) ein Blatt auf der Hand, das – richtig abgelegt – ein Ende der Partie in drei bis fünf Zügen gestattet, sofern einem der Gegenspieler nicht „dazwischenfunkt“, z.B:



Der Gegenspieler muss in diesem Fall spätestens nach dem 2. Zug rauskommen. Er kann dann auch nur noch in seinem dritten Zug durch Anlegen eines bzw. beider fehlenden Buben oder der Pik-Dame an den Pik-Buben den 4. und siegreichen Spielzug verhindern.

Solche kurzen Partien sind wohl der Rubrik „Glück“ zuzuordnen, aber das gehört bekanntlich auch zum Kartenspiel. Dies hat beim Kabadak jedoch im Verhältnis zu den Spielen, die mit "Nachdenken" gewonnen werden können, eher eine zusätzliche Spannung erzeugende Nebenrolle. (Nicht umsonst haben bei Turnieren meistens die "alten Hasen" die Nase vorn...)

Damit unterscheidet sich Kabadak von den meisten übrigen Kartenspielen für 2 Personen, bei denen Sieg oder Niederlage überwiegend auf reines "Kartenglück" beruhen.


2. Lange Spiele
Lange Spiele offenbaren dagegen den strategischen Aspekt des Kabadak-Spiels. Dabei gleicht keine Partie der anderen: Es gibt Spiele, bei denen liegen vielleicht nur zwei sehr lange gemischte Reihen aus, in denen es bunt auf und ab geht mit Straßen und Sätzen. Dann wieder Partien mit vielen einzeln liegenden Paaren. Und schließlich Spiele, bei denen eine ganz bestimmte Karte über Sieg oder Niederlage entscheidet, weil alle Ablagemöglichkeiten für sie (absichtlich oder unbeabsichtigt) „verbaut“ wurden.

Allen langen Spielen ist eines gemeinsam: Je mehr Karten vom Talon aufgenommen wurden, desto konkreter kann anhand der eigenen und der schon ausliegenden Karten ermittelt werden, welche Karten der Gegenspieler noch auf der Hand haben könnte. Im Extremfall ist zum Schluss gar kein Talon mehr vorhanden, damit sind dann alle Handkarten des Gegenspielers bekannt (was die Sache trotzdem nicht so leicht macht, wie es sich anhört).

Aber auch während eines Spiels können Taktik und Karten des Gegenspielers schon eingeschätzt und entsprechend darauf reagiert werden. Besonders wenn man das Spiel von Anfang an "mitliest" (z.B. wann hat der Gegenspieler welche Karten abgelegt, in welchen Situationen eine Karte aufgenommen...) ergeben sich durch die ausliegenden sowie die eigenen Handkarten wertvolle Informationen. Dazu ein Beispiel:

Situation
Der Gegenspieler legte als Letztes das Buben-Paar aus und hat nur noch eine Karte in der Hand.
Folgende Karten wurden bereits ausgelegt:



Als eigene Handkarten sind verblieben:


Analyse
Die restliche Karte des Gegenspielers passte vorher offenbar nirgends, sonst hätte er sie vermutlich zuerst abgelegt, um im nächsten Spielzug durch Ablegen des Buben-Paares das Spiel sicher zu beenden. Welche Karte könnte der Gegenspieler also noch haben?

Alle Karten, die schon liegen, irgendwo gepasst hätten oder sich in der eigenen Hand befinden kommen nicht infrage. Herz 10 und Herz Dame fallen ebenfalls weg, da der Gegenspieler die beiden Buben sonst in anderer Reihenfolge ausgelegt hätte, um seine letzte Karte im nächsten Zug loszuwerden. Auch der Karo Bube kommt nicht in Betracht, der Gegenspieler hätte ihn zusammen mit den beiden anderen abgelegt und somit das Spiel beendet.
Von 15 möglichen Karten, die noch verdeckt sind, bleiben nach diesen Überlegungen nur sechs übrig: Kreuz 10, Kreuz Dame, Kreuz As, Pik 9, Pik 10 und Herz 9.

Taktik
Den sechs möglichen Karten des Gegenspielers stehen drei Zugmöglichkeiten des Spielers gegenüber:

A. Kreuz Bube an Pik Buben anlegen.
Die „gefährlichste“ mögliche Restkarte des Gegenspielers ist fraglos die Pik 10. Legt er diese im nächsten Zug an den Pik Buben, gewinnt er das Spiel. Durch Anlegen des eigenen Kreuz Buben kann dies zwar verhindert werden, jedoch eröffnet man dadurch zwei anderen der sechs Möglichkeiten (Kreuz 10 und Kreuz Dame) die Chance, abgelegt zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, das Spiel im nächsten Zug zu verlieren, verdoppelt sich also von 1:6 auf 2:6. Es würden 20 Verlustpunkte angerechnet werden.

B. Kreuz 9 an Kreuz 8 anlegen.
Mit diesem Schritt ermöglicht man dem Gegenspieler sogar das Ablegen seiner Restkarte in drei der sechs Fälle (Kreuz 10, Pik 9 und Herz 9). Die Wahrscheinlichkeit, das Spiel im nächsten Zug zu verlieren, erhöht sich hier auf 3:6 (also 50 Prozent!) bei 21 Verlustpunkten.

C. Eine Karte aufnehmen.
Die günstigste eigene Handkarte wäre in dieser Situation ohne Zweifel der Karo Bube. Ihn könnte man gefahrlos an den Pik Buben anlegen (Karo 10 und Karo Dame liegen bereits) und gleichzeitig die mögliche Pik 10 des Gegenspielers „entschärfen“.
Da sich diese Karte aber nicht auf der Hand befindet, ist es im Vergleich zu den Konsequenzen von Möglichkeit A und B tatsächlich die beste Alternative, eine Karte aufzunehmen und damit den Gegenspieler in Zugzwang zu bringen. Schließlich muss er in fünf von sechs Fällen seinerseits eine Karte aufnehmen. Die Wahrscheinlichkeit, das Spiel im nächsten Zug zu verlieren, bleibt also bei 1:6. Allerdings würden nach dem Aufnehmen einer Karte auch 37 bis 41 Verlustpunkte zu Buche schlagen.

Aber Achtung: All diese Überlegungen fußen auf der Annahme, dass der Gegenspieler eine Restkarte in der Hand hat, die er vor dem Ablegen des Buben-Paares nicht loswerden konnte. Vielleicht hat er aber auch eine Karte übrig behalten, um die er sich keine Sorgen zu machen brauchte, weil ihr Ablegen in einem einzigen Gegenzug überhaupt nicht zu verhindern wäre, nämlich Kreuz 7, Herz 7 oder Karo 7.


3. Die "Endkarten" As und 7
Besonderes Augenmerk gilt allgemein den Assen und Siebenen. Diese können im Gegensatz zu den übrigen Karten als Straße nur in einer Weise angelegt werden (Asse nur aufsteigend an einen König, Siebenen nur absteigend an eine 8). Geht man im Lauf eines Spiel z.B. davon aus, dass der Gegenspieler eine einzelne 7 in der Hand hält, die passende 8 aber schon „verbaut“ ist, sollte man im Falle eines Siebener-Paares in der eigenen Hand dieses möglichst lange aufbewahren. So kann der Gegenspieler „gefangen“, d.h. zum Aufnehmen weiterer Karten gezwungen werden.


4. Die beste Alternative
Hat man bei einem Spielzug mehrere Optionen, sei es dass verschiedene Handkarten für ein Ablegen zur Wahl stehen oder dass sich für solche Karten auf dem Tisch mehr als eine Ablagemöglichkeit bietet, sind taktische Überlegungen besonders gefragt und nicht zu unterschätzen! Also etwa: Für welche Handkarte sind die wenigsten ihrer Ablagemöglichkeiten noch offen? Hat der Gegenspieler gerade etwas abgelegt, das er in seinem nächsten Zug fortführen könnte, und kann dies mit einer eigenen Karte "verbaut" werden? etc.

Auch kann es in weiteren Fällen (als dem Beispiel in Punkt 2.) sinnvoll sein Karten aufzunehmen, obwohl sich alternativ eine Ablagemöglichkeit bietet. Etwa wenn ein Gegenspieler, dem offenbar nur noch eine Karte für einen "Kabadak" zu fehlen scheint, kräftig darauf sammelt. Steigt der Spieler auf dieses Sammeln nämlich nicht mit ein, ist es ggf. nur eine Frage der Zeit, bis der Gegenspieler diese fehlende Karte vom Talon zieht – und gewinnt. Durch das eigene Aufnehmen besteht in dieser Situation einer drohenden Niederlage durch KABADAK immerhin eine 50-prozentige Chance, sie ihm "wegzuschnappen".


5. Schlussbemerkung
Kabadak lässt sich nur zu zweit spielen, da es für die Überlegungen der Spieler sehr wichtig ist, nach nur einem Gegenzug wieder an der Reihe zu sein. Durch das strategische Potenzial des Spiels zählt Kabadak aber auch zu den interessanteren, dennoch einfach zu erlernenden Kartenspielen für 2 Personen.

Und es macht wirklich Spaß!